Kapitel 5 - Log und Lot

In der Seefahrt sind zwei zentrale Fragen seit jeher von entscheidender Bedeutung: Wie schnell bewegt sich das Schiff durch das Wasser? Und wie tief ist das Gewässer unter dem Kiel? Um diese fundamentalen Fragen zu beantworten, haben Seefahrer über Jahrhunderte zwei unverzichtbare Instrumente entwickelt und perfektioniert: das Log und das Lot. Obwohl heute moderne elektronische Systeme wie GPS zur Verfügung stehen, sind Log und Lot weiterhin unverzichtbare Navigationshilfen.

 

Das Log - Geschwindigkeitsmessung auf See

Das Log misst die Geschwindigkeit eines Schiffes durch das Wasser (FdW) sowie die zurückgelegte Strecke. Die historische Entwicklung des Logs reicht bis in die frühe Seefahrt zurück. Der Begriff "Knoten" als Geschwindigkeitseinheit stammt noch aus der Zeit des sogenannten Chip-Logs: Ein Holzstück wurde an einer geknoteten Leine hinter dem Schiff hergezogen. Die Anzahl der Knoten, die in einer bestimmten Zeit über Bord liefen, ergab die Schiffsgeschwindigkeit. Ein Knoten entspricht einer Seemeile pro Stunde.

Heute unterscheiden wir verschiedene Arten von Logs:

  • Patentlog: Verwendet einen Propeller an einer langen Leine, der sich beim Ziehen durchs Wasser dreht. Ein Zählwerk erfasst diese Drehungen. Diese Methode funktioniert am besten bei mittleren Geschwindigkeiten.
  • Relingslog: Misst die Zeit, die ein Schwimmkörper benötigt, um eine markierte Strecke an der Reling zurückzulegen. Diese Methode ist besonders geeignet für Schiffe ohne fest installierte Loginstrumente.
  • Elektronische Logs: Arbeiten mit verschiedenen physikalischen Prinzipien:
    • Impeller-Log: Misst die Drehzahl eines kleinen Propellers im Wasserstrom.
    • Elektromagnetisches Log: Nutzt die messbare Spannung, die bewegtes Wasser in einem Magnetfeld erzeugt.
    • Doppler-Log: Sendet Schallwellen aus und ermittelt die Geschwindigkeit anhand der Frequenzverschiebung der reflektierten Signale.

GPS als Log-Alternative: Moderne GPS-Geräte können ebenfalls als Log fungieren, da sie die Geschwindigkeit anzeigen. Dabei handelt es sich jedoch immer um die Fahrt über Grund (FüG). Im Gegensatz dazu messen andere Logs die Fahrt durchs Wasser (FdW). Dieser Unterschied ist in Revieren mit starken Strömungen entscheidend. Hier ist es essenziell, sowohl FdW als auch FüG im Blick zu behalten, um Navigationsfehler zu vermeiden.

 

Das Lot - Der Blick in die Tiefe

Das Lot dient der Wassertiefenmessung und ist ein unverzichtbares Instrument zur Vermeidung von Grundberührungen.

  • Handlot: Das klassische Lot besteht aus einem Bleigewicht an einer markierten Leine.
  • Echolot: Moderne Echolote arbeiten mit Ultraschall. Sie senden kurze Schallimpulse aus und messen die Zeit, bis das Echo vom Meeresboden zurückkehrt. Der Schallgeber ist meist fest im Schiffsrumpf montiert. Die Laufzeit der Schallwellen wird genutzt, um die Wassertiefe zu berechnen.

Kartennull beachten: Die Tiefenangaben in Seekarten beziehen sich auf das sogenannte Kartennull, meist der niedrigst mögliche Wasserstand. Eine in der Karte angegebene Tiefe von 5 Metern bedeutet daher bei normalem oder hohem Wasserstand mehr Wasser unter dem Kiel – eine wichtige Sicherheitsreserve.

 

Bedeutung von Log und Lot für die moderne Seefahrt

Auch im Zeitalter elektronischer Navigation behalten Log und Lot ihre wesentliche Bedeutung. Sie sind unabhängige Backup-Systeme und bieten entscheidende Vorteile:

  • Unabhängigkeit von Satelliten und Stromversorgung.
  • Direkte Messung der physikalischen Gegebenheiten vor Ort.
  • Zusätzliche Sicherheit bei Ausfall moderner Navigationssysteme.
  • Verstärkung des seemännischen Verständnisses.

 

Für jeden Seefahrer bleibt es wichtig, sowohl traditionelle als auch moderne Navigationsmethoden sicher zu beherrschen. Log und Lot verbinden dabei seemännische Tradition mit moderner Technik und tragen entscheidend zur Sicherheit der Schifffahrt bei.

Das Echolot

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